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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Hey, ich studiere Wirtschaftsinformatik an der Universität Potsdam. Dank der langjährigen Partnerschaft des LSWI mit der Stellenbosch University in Südafrika durfte und darf ich dort 2025 ein unvergessliches Auslandssemester verbringen. In diesem Bericht möchte ich meine Eindrücke und Erfahrungen mit euch teilen. Vielleicht weckt das ja bei der ein oder anderen von euch Interesse.

Der Weg nach Südafrika – Planung und Anreise

Von der Möglichkeit eines Auslandssemesters in Stellenbosch habe ich schon früh im Studium erfahren – in der Vorlesung Einführung in die Wirtschaftsinformatik. Seitdem war für mich klar: Diese Chance möchte ich unbedingt nutzen!

Die organisatorischen Vorbereitungen starteten etwa ein halbes Jahr vor Abreise – mit der Bewerbung über den Lehrstuhl. Nach meiner Nominierung begann die Organisation des Study Visas. Das südafrikanische Study Visa erfordert etwas Geduld: Die Dokumentensammlung ist umfangreich, der Prozess ist nicht digitalisiert und ist sehr intransparent. Ich hatte das große Glück, mit Potsdam sehr nah an Berlin zu wohnen, da alle Visumsanträge persönlich bei der Botschaft in Berlin eingereicht werden müssen. Dieser Prozess ist nicht ganz einfach, aber mit guter Vorbereitung und etwas Unterstützung machbar. Mein Flug ging am 20. Januar von Berlin nach Kapstadt – rund 16 Stunden mit Umstieg. Hier empfehle ich, frühzeitig zu buchen. Ich habe über ein studentisches Reisebüro gebucht, da ich Sonderwünsche beim Gepäck hatte und mein Rennrad mitnehmen wollte. Das hat zum Glück ohne Probleme geklappt und hat sich für mich auch absolut gelohnt. Das Semester begann erst Anfang Februar, daher hatte ich zwei Wochen Zeit, um mich einzuleben und das Land vor Studienstart ein wenig kennenzulernen.


Studienfach: B.Sc. Wirtschaftsinformatik

Aufenthaltsdauer: 01/2025 - (2 Semester Aufenthalt)

Gastuniversität:Stellenbosch University

Gastland:Südafrika

Erste Eindrücke von Stellenbosch

Stellenbosch ist eine charmante, studentisch geprägte Stadt etwa 45 Minuten östlich von Kapstadt. Die Universität liegt zentral, alles ist gut zu Fuß erreichbar. Bekannt ist die Stadt unteranderem für ihre beeindruckenden alten Eichen rund um die Universität und ihre Lage inmitten der berühmten Winelands im Western Cape – umgeben von unzähligen Weinfarmen und traumhafter Landschaft.

Sicherheit – ein realistischer Blick

Sicherheit ist ein Thema, das wohl viele im Vorfeld beschäftigt, wenn sie ‚Südafrika‘ hören. Auch ich wurde oft gefragt, ob ich mir sicher bin, allein nach Südafrika zu gehen. Ich hatte das Glück, dass mein Vater beruflich bereits in der Vergangenheit vor Ort war und mir deshalb keine Bedenken eingeredet hat, sondern mich unterstützt hat. Insbesondere das Western Cape und Stellenbosch ist zudem sehr „europäisch“ geprägt und ähnelt dadurch sehr stark unseren Städten.

Meine ehrliche Einschätzung zum Thema Sicherheit: Ja, das Risiko eines Überfalls ist höher als in Deutschland – vor allem aufgrund der großen sozialen Ungleichheit in Südafrika. In unserer Welcome Week wurde wir deswegen auch ausführlich über Risiken und Sicherheitsmaßnahmen aufgeklärt. In vielen Orten stehen Wohlstand und Armut unmittelbar nebeneinander, so auch in Stellenbosch. Dennoch: Stellenbosch selbst habe ich als sehr sicher erlebt. Mit gesunder Vorsicht – wie nachts allein lieber ein Uber zu nehmen, bestimmte Gegenden zu meiden und keine Wertsachen offen tragen – habe ich mich jederzeit wohlgefühlt. Ich war regelmäßig allein joggen oder Radfahren und hatte nie unangenehme Situationen.

Ich empfehle, sich außerdem auch mal mit der Geschichte des Landes auseinanderzusetzen – etwa zur Apartheid und ihren Nachwirkungen. Das hilft enorm, um die gesellschaftlichen Strukturen Südafrikas besser zu verstehen.

Studienstart & internationale Community

Der Semesterstart Anfang Februar war hervorragend organisiert. In der Einführungswoche gab es Infos zur Studienorganisation und genutzten Plattformen, Campusführungen und zahlreiche Kennenlern-Events mit anderen internationalen Studierenden.

Ein echtes Highlight war das Welcome Dinner auf einer Weinfarm am Ende der Woche, wo man nochmal mit seinen neu gewonnen Freunden zusammen anstoßen konnte.

Das International-Programm hier an der SU ist wirklich sehr groß. Jedes Semester kommen teilweise über 100 internationale Studierende. Was mich tatsächlich überrascht hat, war wie viel Deutsche ich getroffen habe. Vom Gefühl würde ich sagen das etwa ein Drittel der Austauschstudierenden Deutsche sind. Ansonsten stammt ein Großteil der International Studierenden aus Frankreich, USA und Holland, aber auch aus anderen Teile der Welt durfte ich tolle Menschen kennenlernen. Natürlich neigt man dadurch schnell dazu in einer „International Bubble“ zu bleiben– aber ich kann nur empfehlen, auch bewusst den Kontakt zu südafrikanischen Studierenden zu suchen. Für mich war der einfachste Weg über den Sport. Ich bin dem lokalen Triathlonclub begetreten und spiele außerdem auch seit Beginn meines Aufenthalt im Volleyballteam der Uni (IG: maties_volleyball) – beides tolle Gelegenheiten, Kontakte außerhalb der International-bubble zu knüpfen.

Studieren in Stellenbosch

Studieren in Stellenbosch ist in den meisten Aspekten nicht wirklich unterschiedlich zu dem, was wir aus Potsdam kennen. Die Vorlesungen finden hier in 1-Stunden-Blöcken statt, wobei noch 10 Minuten akademisches „Viertel“ dazukommen. So landet man bei 40 Minuten Vorlesung, wenn man keinen Doppelblock hat. Dafür hat man dann meistens 2–3 Vorlesungsblöcke plus Tutorium pro Veranstaltung. Ich finde diese kurzen Blöcke eigentlich recht angenehm, weil so die Konzentration die ganze Zeit vorhanden bleibt. Allerdings ist natürlich klar, dass man in so einer kurzen Vorlesungszeit inhaltlich nicht wirklich in die Tiefe gehen kann. Unerlässlich zum Lernen ist deshalb, die empfohlenen Lehrbücher durchzuarbeiten, sodass man dann in der Vorlesung gut folgen kann. Inhalte in der Prüfung waren teilweise auch nur mithilfe des Buches lösbar. Deswegen wird darauf von den Professoren auch immer hingewiesen.

Die SU hat ein vielfältiges Angebot an Modulen. Ich habe in meinem ersten Semester drei „Mainstream“-Kurse, also normale Kurse, die auch von südafrikanischen Studierenden besucht werden, und einen GEP-Kurs belegt. Das sind Kurse speziell für internationale Studierende. Besonders gefallen hat mir der Kurs „Interaction Design“, da er sehr praxisnah das Thema gutes UI-Design behandelt hat. Weiterhin habe ich
„Principles of Information Systems“ und „Knowledge in Technology and Society“ belegt. Letzterer war eher sozialwissenschaftlich und geschichtlich angehaucht. Bei den GEP-Kursen gab es eine tolle und spannende Auswahl. Ich habe mich schlussendlich für „South African History“ entschieden, weil es am besten in meinen Stundenplan gepasst hat. Aber man hatte wirklich die Qual der Wahl zwischen vielen spannenden Kursen. Ich bin sehr froh über meine Wahl, denn wie bereits erwähnt, sollte man sich meiner Meinung nach unbedingt mit der Geschichte Südafrikas auseinandersetzen, um das Land wirklich verstehen zu können.

Die Klausuren waren bei mir bis auf in einem Modul immer in zwei Prüfungen aufgeteilt. Ein Semester hat immer zwei „Terms“. Nach dem ersten „Term“ finden die sogenannten „A1“-Prüfungen statt. Diese behandeln die Inhalte der ersten Wochen. Die A2-Prüfungen bilden die zweite Klausurenphase und umfassen die Inhalte des gesamten Semesters. In den meisten Modulen ist es so, dass man im Durchschnitt in A1 und A2 über 50 % haben muss, um zu bestehen. Falls man zwischen 40–49 % landet oder bei einem der Termine krank war, kann man noch A3 schreiben. Das sollte man allerdings vermeiden, weil man sonst die tolle Reisesaison im Juni verpasst.

Zum Lernen wird hier SUNLearn verwendet, eine Plattform angelehnt an Moodle. Alle Kurse werden außerdem auf Englisch unterrichtet. In den Prüfungen stehen die Fragen meist auch auf Afrikaans da, aber die Lehrsprache ist Englisch. Die Stellenbosch University ist eine ehemalige traditionelle Afrikaans-Universität. Heutzutage ist die Unterrichtssprache jedoch Englisch, und auch im Alltag unterhalten
sich die meisten durchgehend auf Englisch. Bei zwölf offiziellen Nationalsprachen, die es in Südafrika gibt, ist Englisch diejenige, mit der im Alltag kommuniziert wird. Dadurch ist es aus meiner Wahrnehmung auch ideal, um die eigenen Englischkenntnisse auszubauen. Einerseits spricht hier fast jeder sehr gutes Englisch,
andererseits ist es für die meisten dennoch nicht die Erstsprache, wodurch man nicht Gefahr läuft, sehr stark abgehängt zu werden.

Reisemöglichkeiten

Was auf keinen Fall zu kurz kommen darf, ist das Reisen und die Abenteuer hier in Südafrika. Ich habe viele verschiedene Touren mit meinen Freunden unternommen. Unter anderem die Garden Route, bei der man von Safari im Addo Elephant Park, Surfen in J-Bay, Schnorcheln in Mossel Bay oder den Bunde Jump vom höchsten kommerziellen Bunjee der Welt machen kann und vieles mehr einfach unfassbar viele unterschiedliche Seiten von Südafrika erlebt. Für mich eine absolute Empfehlung! Ansonsten sollte ein Besuch des Kruger-Nationalparks natürlich auch absolutes Pflichtprogramm sein. Beliebte Reiseziele sind außerdem Namibia, Mosambik und Tansania. Ich selbst werde in den nächsten Wochen nach Namibia fahren. Für Abenteuer am Wochenende ist Cape Town definitiv die richtige Anlaufstelle. Neben der unfassbaren Landschaft aus Bergen und Meer bietet Cape Town kulturell unglaublich viel zu entdecken. Stellenbosch selbst begeistert mit wunderschönen Radtouren (sowohl Rennrad als auch Mountainbike), Trailruns, Wandermöglichkeiten, gutem Essen und der ein oder anderen Weintour.

Studienfach: B.Sc. Wirtschaftsinformatik

Aufenthaltsdauer: 01/2025 - (2 Semester Aufenthalt)

Gastuniversität:Stellenbosch University

Gastland:Südafrika

Abschließende Worte

Ich würde absolut jedem empfehlen, ein Auslandssemester in Südafrika zu machen. Nicht nur, um die eigenen Fähigkeiten im Englischen zu verbessern oder diese unfassbaren Landschaften zu erleben, sondern auch, um einmal aus der europäischen Bubble herauszukommen und den Blick für andere Teile der Welt zu weiten. Mir zumindest sind durch meinen Aufenthalt hier noch einmal sehr viele Privilegien, die wir in Deutschland haben, bewusst geworden. Nicht umsonst habe ich mich dafür entschieden, meinen Aufenthalt hier — dank der Unterstützung des Lehrstuhls — noch um ein weiteres Semester zu verlängern. Dafür noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten des Lehrstuhls und an Professor Gronau. Das Auslandsemester hier war auf jedenfalls mit die beste Entscheidung meines Studiums!

Ich freue mich, wenn ich mit meiner Erfahrung vielleicht den einen oder anderen motivieren konnte.


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