Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Für mich war schon bevor ich das Studium in Potsdam antrat klar, dass ich das Masterstudium gerne für einen Auslandsaufenthalt nutzen möchte. Also machte ich mich gleich im ersten Semester mit den Austauschmöglichkeiten vertraut. Für mich kam nur das englischsprachige Ausland infrage, und das Middlebury Institute stach für mich mit seinem Fokus auf Sicherheitspolitik heraus, sodass ich mich entschied, mich dort zu bewerben.
Das Bewerbungsverfahren war recht umfangreich: Neben einer Reihe von Unterlagen benötigt man ein Empfehlungsschreiben von einem/einer Hochschullehrer/in und ein Motivationsschreiben. Am besten fängt man schon frühzeitig an, die Unterlagen zusammenzutragen. Hierbei sollte man sich an der Liste auf der Homepage des International Office orientieren. Nachdem alle formalen Voraussetzungen erfüllt waren, fand in meinem Fall noch ein Auswahlgespräch mit Vertretern der Uni Potsdam und zwei weiteren Bewerberinnen statt. Für Monterey stehen nur zwei Austauschplätze zur Verfügung und wenn es mehr Bewerbungen als Plätze gibt, wird so über die Vergabe entschieden. Nach dem Gespräch dauerte es einige Wochen, bis ich die Zusage erhielt und die konkrete Planung des Aufenthaltes begann.
Zunächst hatte ich einen Online-Termin mit dem International Office der Gasthochschule, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Das Gespräch diente auch gleichzeitig als Sprachnachweis - man benötigt also kein teures TOEFL/IELTS Zertifikat. Allerdings muss man seine Englischkenntnisse schon bei der Bewerbung in Potsdam nachweisen (UniCert III reicht aus). Die Austauschkoordinatorin war super hilfsbereit und stand für Fragen immer zur Verfügung.
Die Gasthochschule benötigte nun auch noch einige Unterlagen. Erforderlich ist ein „Financial Statement Letter“, in dem man nachweist, dass man über ausreichend finanzielle Mittel für den Aufenthalt oder einen Sponsor (z.B. die Eltern oder ein Stipendium) verfügt. Für vier Monate waren das in meinem Fall ca. $12,000, die nachgewiesen werden mussten. Es lohnt sich unbedingt, sich für das Promos-Stipendium zu bewerben! Die Chancen sind recht hoch, dass man eine (Teil-)Förderung erhält.
Sind alle Unterlagen bei der Gastuni eingegangen, erhält man eine Zusage für den Austausch, mit dem man dann ein J1-Visum für die USA beantragen kann. An der Botschaft in Berlin habe ich schnell einen Termin bekommen und alles lief problemlos, allerdings ist das Visum recht teuer (insgesamt ca. 350€). Vor der Abreise sollte man sich dann noch unbedingt um eine Auslandskrankenversicherung kümmern, auch wenn diese nicht von der Uni oder bei der Einreise kontrolliert wird, ist sie doch vorgeschrieben und natürlich auch unbedingt empfehlenswert. In meinem Fall hat sie ca. 280€ gekostet.
Studium an der Gastuniversität
Als Austauschstudent darf man an der Gastuni jeden Kurs belegen, ist also nicht an einen bestimmten Studiengang gebunden. Ich habe mich bei der Wahl der Kurse an den Modulen orientiert, die ich noch für meinen Abschluss in Potsdam abschließen musste und habe entsprechende Veranstaltungen belegt. Man sollte im Voraus mit seinem Studienkoordinator absprechen, welche Kurse in Potsdam angerechnet werden können. In meinem Fall lief das alles reibungslos. Ich konnte später alle Kurse auf mein Studium in Potsdam anrechnen lassen, dadurch hat mich das Auslandssemester auch nicht in meinem Zeitplan zurückgeworfen.
Generell sind die Kurse sehr anwendungsorientiert: Es wird viel diskutiert und man bekommt regelmäßig größere und kleinere Aufgaben - entweder direkt im Seminar oder als Hausaufgabe. Die Note setzt sich dabei meistens aus drei Komponenten zusammen: den „Midterms“ den „Finals“ und der allgemeinen Mitarbeit im Seminar. Die Midterms sind eine Zwischenprüfung in der Mitte des Semesters und machen meist nur einen kleineren Teil der Note aus. Die Finals finden am Ende des Semesters in Form einer Klausur, Hausarbeit oder eines Gruppenprojekts statt und machen in den meisten Seminaren den größten Teil der Bewertung aus.
Ich habe am MIIS vier Kurse im Umfang von insgesamt 13 Credits (entspricht 26 ECTS) belegt. Vom Arbeitsumfang empfand ich das als gut machbar, sodass auch noch genug Zeit für Freizeitaktivitäten und Ausflüge blieb. Die Bewertung empfand ich als fair und angemessen. Insgesamt ist das Klima auf dem Campus sehr gut. Dozenten und das gesamte Personal sind super freundlich und hilfsbereit. Die Kurse waren allesamt interessant und gut organisiert. Dadurch, dass am MIIS Studierende aus aller Welt vertreten sind, empfand ich die Diskussionen innerhalb der Seminare als besonders bereichernd. Die Studierendenschaft ist sehr divers und es lernen dort auch viele ältere, die sich beruflich weiterbilden und oft von ihren Arbeitgebern gesponsort werden. Man lernt hier also wirklich viele neue Schwerpunkte und Perspektiven kennen, die in Europa vielleicht nicht so oft thematisiert werden. Auch wenn es manchmal kontrovers zuging, war die Atmosphäre dabei trotzdem immer respektvoll.
Der Campus besteht aus einigen kleinen Gebäuden im Zentrum von Monterey und hat mich ein wenig an ein kleines Feriendorf erinnert. Es gibt eine Bibliothek, einen größeren Hörsaal und einige Seminarräume. Da am MIIS nur ca. 800 Studierende eingeschrieben sind, wirkt alles sehr überschaubar und familiär. Ich mochte das – man kennt sich schon nach wenigen Tagen gut aus und trifft immer wieder auf bekannte Gesichter. Auf dem Campus gibt es auch eine kleine Cafeteria, ich würde aber trotzdem empfehlen, sich eigenes Essen mitzubringen (es gibt dort auch Mikrowellen), da die Qualität des Essens niedrig und die Preise hoch sind.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Kontakte zu anderen Studierenden ergeben sich eigentlich von selbst. Gerade am Anfang sind alle auf der Suche nach neuen Kontakten und die Uni richtet auch eine Reihe von Veranstaltungen aus, bei denen man einfach neue Freunde kennenlernen kann. Ich würde unbedingt empfehlen, gerade am Anfang so viele von diesen Events mitzunehmen, wie möglich. Es gab Lagerfeuer am Strand, Spieleabende auf dem Campus, eine historische Stadtführung und vieles mehr. Kommuniziert wird das ganze meist über WhatsApp-Gruppen oder per mail. Außerdem empfiehlt es sich unbedingt, die Welcome Week mitzumachen, da man hier am einfachsten Kontakte knüpfen kann und auch die entsprechenden Chatgruppen gebildet werden. Die meisten Freunde, die ich während des Semesters gewonnen habe, habe ich während dieser Zeit kennengelernt.
Wohn- und Lebenssituation
Allgemein ist in Monterey und Kalifornien alles extrem teuer. Das gilt leider auch fürs Wohnen. Ich hatte das Glück, während meiner Zeit in Monterey bei einer Gastfamilie unterzukommen. Dort habe ich für ein eigenes Zimmer mit Bad in einem schönen großen Haus deutlich weniger gezahlt, als für einen Platz im Mehrbettzimmer im Studentenwohnheim. Den Kontakt hat mir das International Office am MIIS vermittelt, also bei Interesse fragt dort nach, ob die Möglichkeit weiterhin besteht dort unterzukommen. Ich würde dort jederzeit wieder einziehen! Ansonsten hat das MIIS ein Studentenwohnheim und reserviert wohl auch jedes Jahr genügend Plätze für die Austauschstudenten – man muss sich also zumindest keine Sorgen machen, ohne Unterkunft dazustehen. Die Preise sind allerdings nach deutschen Standards wirklich extrem. Ihr findet sie auf der Website vom MIIS.
Was die Fortbewegung angeht, war ich innerhalb von Monterey immer mit dem Fahrrad unterwegs. Es gibt auch eine Busanbindung, die ich aber nie genutzt habe. In die Nachbargemeinden Carmel und Pacific Grove kommt man so aber wohl ganz gut. Soll es weiter weg gehen, ist man auf das Auto angewiesen. Eine Zugverbindung gibt es ab Monterey nicht. Zum Flughafen nach San Francisco fährt ein überteuerter Shuttlebus und ansonsten gibt es noch die Möglichkeit vom Regionalflughafen in Monterey in andere Großstädte zu gelangen. Verbindungen gibt es z.B. nach Los Angeles und San Francisco. Wir haben uns für Ausflüge aber immer ein Auto gemietet, was überraschend günstig ist, besonders wenn man den Preis durch mehrere Personen teilt. Und da der ÖPNV in den USA komplett unterentwickelt ist, würde ich, wenn immer möglich, empfehlen, ein Auto zu mieten. Selbst in den Großstädten ist es die einfachste Möglichkeit, sich fortzubewegen.
Monterey selbst ist zwar recht klein, aber in der näheren Umgebung gibt es trotzdem viel zu sehen und zu unternehmen. Highlights sind der Strand von Carmel, der 17-Mile-Drive in Pebble Beach, das Aquarium von Monterey und der Küstenabschnitt Big Sur. Insgesamt ist die Gegend einfach wunderschön und insbesondere Naturfans kommen auf ihre Kosten. Das Wetter ist im Herbst und frühen Winter super angenehm, im Dezember kann es abends schon mal empfindlich kalt werden – aber kein Vergleich zu Deutschland ;)
Ausgeh-technisch ist nicht so viel los. Es gibt einige nette Bars und halbwegs erschwingliche Restaurants in der Alvarado Street und in Pacific Grove, für ihr Nachtleben ist die Gegend aber nicht bekannt.
Kalifornien bietet auch eine Vielzahl von Ausflugszielen, die man in einem Semester kaum alle besuchen kann. Wir haben an den Wochenenden Ausflüge nach San Francisco, Santa Cruz, San Jose, Los Angeles, San Diego, in den Yosemite und den Pinnacles Nationalpark gemacht. Alles absolut sehenswert!
Als Tipp würde ich noch empfehlen, unbedingt eine richtige Kreditkarte (keine Prepaid- oder Debitkarte) mitzunehmen. Die braucht man, um Autos anzumieten. Außerdem ist es empfehlenswert, Autos über ein bekanntes deutsches Online-Vergleichsportal zu mieten - das ist deutlich günstiger als direkt bei amerikanischen Anbietern zu buchen.
Studienfach: Master of National and International Administration and Policy
Aufenthaltsdauer: 08/2024 - 12/2024
Gastuniversität: Middlebury Institute of International Studies at Monterey
Gastland: USA
Rückblick
Rückblickend bin ich einfach nur froh und dankbar, dass ich die Möglichkeit zu diesem Auslandssemester hatte. Ich bin zurückgekommen mit Erinnerungen und Erfahrungen, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Außerdem habe ich eine Vielzahl neuer Freunde auf der ganzen Welt gewonnen. Ich war vorher noch nie in Kalifornien und muss sagen, dass es eine der schönsten Regionen ist, die ich je gesehen habe. Und auch akademisch hat mich die Zeit in Monterey weitergebracht. Mein Englisch hat sich verbessert und ich habe viele neue Perspektiven auf die internationale Politik kennengelernt. Es ist übrigens auch möglich, einen Professor vom MIIS als Zweitkorrekteur für seine Abschlussarbeit anzufragen.
Ich kann nur jeden ermutigen, sich für den Austausch zu bewerben. Auch wenn es einiges an Aufwand und Kosten bedeutet - das ist es absolut wert!