Vorbereitung des Auslandsaufenthalts
Ich habe mich auf das Erasmus+ Programm vorbereitet, indem ich mich auf den Webseiten des HPI (https://hpi.de/studium/studienberatung/international-office/) und der Uni Potsdam (https://www.uni-potsdam.de/de/international/outgoing/studium/erasmus/schritte) informiert habe. Ursprünglich wollte ich schon ein Erasmus in meinem Bachelor Studium absolvieren. Da dies aber nicht gut mit meinem Curriculum zusammengepasst hat, habe ich mich entschieden es während des Masters zu machen. So wusste ich schon frühzeitig, dass ich mich darauf vorbereiten muss. Für die Auswahl der Gastuniversität habe ich mich von Kommilitonen und deren Auslandsaufenthalten sowie den online zu findenden Erfahrungsberichten inspirieren lassen. Die Bewerbung an meiner Gastuniversität, der Universidade de Coimbra bestand aus dem Ausfüllen eines Formulars auf der Webseite der Gastunversität. Um die Kurse vor Ort zu wählen musste ich das Online Learning Agreement ausfüllen. Dies muss frühzeitig angegangen werden, da die Bearbeitung etwas zeit in Anspruch nimmt und von vielen Seiten eine Unterschrift braucht. Dadurch, dass ich auch die Kurswahl erledigt hatte, war ich vor meiner Abreise entspannt, vor Ort direkt ins Studieren und Leben starten zu können.
Meine Anreise plante ich mit Flug und Bus über Porto, da eine grüne Landverbindung deutlich teurer gewesen wäre. Außerdem hat das Sommersemester in Portugal schon so früh begonnen, dass ich abfliegen musste, bevor ich alles Kurse am HPI abgeschlossen hatte.
Studium an der Gastuniversität
An der UC angekommen, war ich zuerst aufgeschmissen, da ich auf meinen Erasmus Einführungstermin warten musste um meine Kurse besuchen zu können. Dies ärgerte mich, da ich so die erste Woche der Kurse verpasste. Als ich den Termin dann besucht hatte, merkte ich, dass meine bisherige Kurswahl aufgrund von Überschneidungen meiner Kurse so nicht aufging. Also machte ich mich daran nach anderen Kursen zu suchen, die mich interessierten, in meinen Stundenplan passten und auch am HPI angerechnet würden. Also schickte ich noch in derselben Woche meine Änderungen am OLA ab. Der Prozess dauerte am Ende insgesamt knapp zweieinhalb Monate, sodass ich bis kurz nach einigen Prüfungsterminen mir noch unsicher war, ob die Kurse mir angerechnet würden. Schlussendlich hatte ich Glück und die Kursänderungen haben geklappt. Trotzdem hat mich dieser Prozess sehr gestresst und ich habe gelernt, den Menschen die das OLA unterschreiben müssen, übermäßig viele E-Mails zu schreiben. Ich habe einen Kurs an der Faculdade de Letras auf dem Polo I belegt. Das ist der Hauptcampus de UC und sehr beeindruckend. Der Polo II an dem meine Informatik Kurse stattfanden, war etwas weiter vom Polo I und der Altstadt entfernt. Da die Busanbindung schlecht war und die Busse häufig aufgrund von Streik ausgefallen sind, bin ich bei gutem Wetter gerne die 40 Minuten zum Polo II gelaufen. Es war eine schöne Strecke und das viele Laufen tat mir gut. Die Kurse selbst waren durchmischt. Es gab einen Kurs mit Projektarbeit und Klausur. Einen Kurs mit nur Projektarbeit und Kurse mit nur Klausur am Ende. Alles in allem war das Niveau vergleichbar mit dem HPI. In die Kurse selbst habe ich mich schnell eingefunden. Die Projektarbeiten habe ich häufig mit den zwei anderen HPI-Studis absolviert, da mir der Kontakt zu Ihnen in den jeweiligen Kursen am leichtesten viel. Die technische Ausstattung an der UC ist in Ordnung.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Coimbra ist eine lebendige Studierendenstadt, die von zahlreichen Traditionen geprägt ist. Viele einheimische Studierende pflegen weiterhin die sogenannte Praxe – ein Einführungsritual für Studienanfänger*innen, das in sogenannten Praxe-Familien organisiert ist. Auch wenn die Uniformen der Beteiligten an Figuren aus Harry Potter erinnern mögen, wirken manche Rituale durch ihren abwertenden oder teils aggressiven Charakter eher befremdlich. Coimbra ist im Stadtkern bestimmt von den Studierenden. Man sieht die kleinen Grüppchen überall. Ich selbst habe schnell Kontakt zu einer Gruppe von griechischen Erasmus Studierenden gefunden, mit denen ich das komplette Semester verbracht habe und auch weiterhin Kontakt halte. Darüber hinaus findet quasi jeden Abend etwas statt, bei dem man in den Kontakt mit anderen Studierenden kommt. WG-Partys, Erasmus Events, Stadtführungen von der Fakultät und so weiter und so fort. Besonders über die vielen Republicas, insgesamt 24 in Coimbra, habe ich viele Menschen kennen gelernt. Republicas sind selbstverwaltete Studihäuser, in denen 5–10 Studis leben. Viele von Ihnen sind links orientiert und alle veranstalten regemäßig Events, zu denen auch Erasmus Studis immer eingeladen sind. Allgemein kann ich feststellen, dass ich nicht von einer Veranstaltung mitbekommen habe, zu der ich nicht hätte gehen können. Die größte Hürde sind die 25 Euro für die ESN Card. Bei den verschiedenen Veranstaltungen habe ich viele nette Leute kennen gelernt und mindestens meinen Small Talk verbessert.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Vor dem Auslandsaufenthalt, habe ich den A1 Kurs Portugiesisch an der Uni Potsdam belegt. Ich kann den Kurs wärmstens empfehlen. Er ist etwas umfangreicher mit 12h aufwand pro Woche aber ich habe mich in Portugal angekommen sehr gut sprachlich vorbereitet gefühlt und der Kurs selber hat mir auch großen Spaß bereitet. Ich würde aber sagen, dass das Erasmus in Portugal auch ohne große vorherige Portugiesisch Kenntnisse problemlos absolviert werden kann. Die Informatik Kurse werden alle auf Nachfrage auf Englisch gelehrt und mit den Menschen vor Ort kann man sich auch mit wenigen Worten Portugiesisch gut genug verständigen.
Wohn- und Lebenssituation
Durch Empfehlung von einem Kommilitonen der ein Jahr vor mir in Coimbra war, hatte ich einen Kontakt zu einer Vermieterin in Coimbra, die mir eine Zimmer in Ihrer Wohnung vermietet hat. Ich habe ihr knapp zwei Monate vor meinem Aufenthalt geschrieben und so hatte ich schon früh eine Wohnung sicher. Andere Studierende haben auch in den zuvor von mir angesprochenen Republicas gelebt. Dort wurden unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Einer ist nach drei Tagen wieder ausgezogen, weil er sich unwohl gefühlt hat und mit einer Bekannten zusammenziehen wollte. Drei anderen haben das gesamte Semester in einer gelebt und hatten dort eine sehr gute Zeit.
Mit meiner Mietsituation war ich zufrieden. Ich habe mit Nebenkosten 330 Euro für ein knapp 18 qm Meter großes Zimmer mit Balkonzugang gezahlt. Die Wohnung selber war nicht besonders aber hatte alles nötige. Ich habe zusammen mit vier anderen Menschen gelebt, von denen 3 aus Portugal und einer aus Brasilien kam. Mit meiner WG habe ich nur selten etwas unternommen aber das Wohnklima war angenehm. Leider war die Organisation rund um die Sauberkeit in der WG schlecht, weshalb es teilweise sehr dürftig aussah. Trotz der weiteren Entfernung zum Informatik Institut, war ich froh darüber, nicht allzu weit weg vom Praca da Republica zu wohnen, da es dort viele Bars, Restaurants Kinos etc. in der Nähe gibt. Trotzdem sollte man darauf achten, eine Busverbindung zum Polo II in der Nähe zu haben, da der Weg sonst sehr lange dauern könnte.
Für Bankgeschäfte habe ich meine Karte immer benutzen können und ohne Zusatzgebühr in Portugal Geld abheben können.
Um im nah gelegenen Figueira surfen gehen zu können, habe ich die Bahn genommen. Die Verbindung fährt stündlich hin und zurück und die örtliche Surfschule hat mich vom Bahnhof abgeholt. Außerdem gibt es von Coimbra aus viele Busverbindungen in alle möglichen Städte Portugals. Nach Porto beispielsweise dauert es knapp 2 Stunden und das Busticket kostet zwischen 5 und 10 Euro.
Für den Auslandsaufenthalt habe ich mich krankenversichern lassen, da das International Office Team der Uni Potsdam dies empfohlen hat. Ich habe mich dabei für die Auslandskrankenversicherung der Ergo entschieden. Glücklicherweise habe ich diese nicht benötigt.
Ich habe wenn ich nicht mit den Griechen in der Republica Pra Kys Tao war, gerne mit den anderen Erasmus Studis Fußball gespielt. Dafür und für alle möglichen anderen Freizeitaktivitäten gab es WhatsApp Gruppen die ich über das ESN gefunden habe.
Studienfach: IT-Systems Engineering M.Sc.
Aufenthaltsdauer: 02/2025 – 06/2025
Gastuniversität: Universidade de Coimbra
Gastland: Portugal
Rückblick
Mein Fazit: Portugal ist ein tolles Land mit offenen Menschen und gutem Essen. Die Landschaft ist atemberaubend und wenn man gerne auch mit dem Bus Orte erkundet dann eignet sich Coimbra ideal dafür. Ich habe mich gefreut viele neue Bekanntschaften zu machen und mit anderen ausländischen Studierenden in Kontakt zu kommen. Man ist von Coimbra aus schnell in Figueira zum Surfen oder schnell in Porto zum Feiern. Außerdem bietet die Stadt mit seiner reichen Studierenden Kultur und den Republicas einzigartige Möglichkeiten, das Studi-Leben von einer anderen Seite kennen zu lernen. Nachts ist viel los die Straßen und Cafes sind gefüllt und bei guten Wetter sind alle draußen. Ein bisschen durcheinander gehört in Coimbra da zu und es sind nicht immer alle so pünktlich mit allem wie hier. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, ein Semester in Coimbra zu studieren und würde mich wieder dafür entscheiden. Vielen Dank an alle Personen, die meinen Erasmus-Aufenthalt ermöglicht haben.